Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Soziales Lernen ist COOL

Ein reformpädagogisch inspirierter Schulentwicklungsprozess an der BHAK/BHAS Steyr 

Schlagwörter wie Teamfähigkeit und Sozialkompetenz begegnen uns immer wieder, es sind Fähigkeiten die im Berufleben essentiell geworden sind. Aber auch im Schulalltag sind sie von größter Bedeutung. Wie aber vermittle ich dies nun in der Schule? Genau um diese Problematik geht es in dem von mir gewählten Artikel „Soziales Lernen ist COOL“, beschrieben wird eine alternative Lehrmethoden um SchülerInnen für die Anforderungen des Berufslebens besser vorzubereiten, und den Schulalttag interessanter und angenehmer zu gestallten.

„Cooperatives Offenes Lernen (COOL) ist ein reformpädagogisch inspirierter Ansatz, der soziales und fachbezogenes Lernen integrativ zusammenführt.“ (Georg Neuhauser 2005, S. 238)

Entwickelt wurde das Modell da LehrerInnen und SchülerInnen unzufrieden und frustriert waren mit der vorherrschenden Situation. SchülerInnen die nicht geeignet waren für den gewählten Schultyp, hohe Dropout-Quoten und ein hoher Ausländeranteil machten die Situation nicht unbedingt einfacher. Die Folgen waren unter anderem Soziale Spannungen und hohe Fehlstunden pro Klasse.

Etwas Neues sollte eine Veränderung der konkreten Unterrichtsarbeit  im Hinblick auf die Stärkung des Verantwortlichkeitsgefühls der SchülerInnen bringen, sowie die soziale Integration in der Klasse verbessern. (vgl. Neuhauser 2005, S. 240)

Der entscheidende Impuls kam letztendlich von Helen Parkhurst (1897-1973), einer ehemaligen Montessori-Mitarbeiterin aus den USA, die dezidiert für die Sekundarstufe den Daltonplan entwickelt hatte.

Der Daltonplan

stellt den Menschen als Teil einer Gemeinschaft in den Mittelpunkt seiner Überlegungen, er sieht Lernen grundsätzlich als kommunikativen und kooperativen Prozess. 

Drei Grundprinzipien liegen dem Daltonplan zu Grunde: Freiheit, Kooperation und Budgeting Time.

Unter Freiheit wird die Wahlfreiheit hinsichtlich Aufgabenabfolge, Zusammenarbeit, Arbeitsplatz, zu verwendender Hilfsmittel und Zeiteinteilung verstanden. Weiters wird Freiheit immer mit der Übernahme von Verantwortung verstanden.

Mit Kooperation verstehen wir das gemeinsame erarbeiten von Lösungswegen und die freie Entscheidung in welcher Sozialform gearbeitet werden möchte.

Mit dem Prinzip des Budgeting Time meint man, dass SchülerInnen Selbstständig schriftlich gestellte Aufgaben erarbeiten. Der Lehrkörper gibt in so genannten „Special Calls“ entsprechende Anleitungen und Informationen.

Nach einer halbjährigen Vorbereitungszeit besteht nun das „Steyrer COOL-Gebäude“ aus einer so genannten COOL-LehrerInnen-Community (etwa 25 bis 30 LehrerInnen). Diese werden zu ModeratorInnen, zu Coaches, zu BegleiterInnen des Lernprozesses und können so gezielt auf einzelnen SchülerInnen eingehen. Durch Feedbackbögen werden SchülerInnen zur kritischen Selbstreflexion angeregt. Es finden etwa vierzehntägige Klassenratssitzung statt, in denen SchülerInnen ihre Anliegen besprechen können, ihr Vorhaben organisieren, Gesprächsregeln trainieren und erlernte Moderationstechniken üben können. Weiters werden SchülerInnen oft auch mit Fächerübergreifenden Arbeitsaufträgen konfrontiert, die sie bis zu einem bestimmten Termin in selbstständiger und freier Weise erarbeiten müssen.

Das schulautonom entwickelte Fach „Soziales Lernen und Teamentwicklung wurde von der 1. bis zur 4. Klasse fixer Bestandteil des Lehrplans.

Zwecks besserer Einbindung in den Unterricht wurden folgende Jahrgangsschwerpunkte festgelegt:

  1. Klasse: „Wer bin ich? Was wollen wir gemeinsam?“
  2. Klasse: „Gemeinsam arbeiten (in Dyaden und Kleingruppen)
  3. Klasse: „Kreativ Probleme lösen und Gruppen leiten“
  4. Klasse: „In Organisationen arbeiten“

Eine deutliche Verbesserung in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz und leichte Verbesserungen im Bereich der fachlichen Leistungen sind folgen dieser Arbeit.

Da dieses Model großen Anklang in der Öffentlichkeit gefunden hat, wurde nun ein Impulszentrum für Cooperatives Offenes Lernen an der Schule in Steyr eingerichtet.

Quelle

Neuhauser, G. (2005). Soziales Lernen ist COOL, ein reformpädagogisch inspirierter Schulentwicklungsprozess an der BHAK/BHAS Steyr. Erziehung und Unterricht, März-April 3-4/05, 238-249.


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