Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Leonie Herwartz- Emden/Verena Schurt/Wiebke Waburg

Mädchenschulen zwischen Traditionalismus und Emanzipationsanspruch

Forschungsstand und Forschungsdesiderata

Schule und Geschlecht

In heutiger Zeit gilt die Schule „androzentrisch analysiert als geschlechtsneutrale Institution“(Nyssen zit. nach Herwartz- Emden, Schurt & Waburg 2005, S.342). Es wird also keine Rücksicht oder auch kein bewusster Gedanke an die Unterschiede der Jungen und Mädchen im Unterricht genommen. Doch trotzdem sind Frauen und Mädchen „trotz der Gleichstellung im Bildungszugang bei genauerer Betrachtung weiterhin benachteiligt. Ihr Ausbildungsspektrum ist deutlich eingeschränkter“(Herwartz- Emden, Schurt & Waburg 2005, S.343). Weiters scheint es in letzter Zeit auch zu der Meinung gekommen zu sein, dass auch Jungen durch die koedukative Unterrichtsform benachteiligt seien, nur eben in anderen Domänen. Man kann also zusammenfassen, dass Jungen und Mädchen hier „jeweils subtile Diskriminierung“(Herwartz- Emden, Schurt & Waburg 2005, S.343) erfahren.

Modellversuche in der BRD haben gezeigt, dass eine partielle Trennung, beispielsweise in Lerngruppen, „positive Effekte für das Selbstkonzept und die Interessensentwicklung der Schülerinnen hat“(Herwartz- Emden, Schurt & Waburg 2005, S.344).

Deutschsprachige Studien

Effekte auf die Schüler

Verschiedene Studien konnten zeigen, dass Schülerinnen den mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächern mehr Interesse entgegenbringen und auch bessere Leistungen erzielen, wenn sie eine Mädchenschule besuchen. Leider wurde in diesen Studien die Eingangsselektivität nicht berücksichtigt. Andere Studien zeigen jedoch, dass die Schulform keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf die Leistung hat. Sie hat nur Auswirkungen auf die Interessenspolarisierung. „Im gemischtgeschlechtlichen Unterricht nimmt die geschlechtsspezifische Differenzierung von Interessen zu“(Herwartz- Emden, Schurt & Waburg 2005, S.346).

Die Meinungen der Schüler

Man hat erkannt, dass die positiven Auswirkungen erst mit einem bestimmten Alter einhergehen. Erst wenn sich die SchülerInnen in der Pubertät befinden, kann man eine positive Wirkung durch Monoedukation beobachten.

Eine interessante Parallele ergibt sich dadurch, dass Mädchen und Jungen in diesem Alter sich vermehrt gegen eine geschlechtliche Trennung aussprechen. Weiters haben sich mehr Mädchen als Jungen in dieser Altersstufe dagegen ausgesprochen.

Wird jedoch die Gesamtheit der Meinungen betrachtet, stimmen Mädchen und Frauen eher für eine Geschlechtertrennung.

Internationale Studien

Die Ergebnisse dieser Studien haben zu keinem einheitlichen Ergebnis geführt.   

Jedoch konnten viele Studien zeigen, dass sich die SchülerInnen besser konzentrieren und entwickeln ein stärkeres Selbstvertrauen. Werden jedoch die Schulergebnisse verglichen, erkennt man, dass es „keinen Beweis für die akademische Überlegenheit eines Schultyps gibt“(Herwartz- Emden, Schurt & Waburg 2005, S.354). 

Fazit

Nur Studien, die sich sehr konkret auf bestimmte Bereiche beziehen haben eine hohe Aussagekraft. Für ein allgemeines Ergebnis sind noch mehr Studien notwendig.

Quelle

Herwartz- Emden L., Schurt V., Waburg W. (2005). Mädchenschulen zwischen Traditionalismus und Emanzipationsanspruch. Forschungsstand und Forschungsdesiderata. Zeitschrift für Pädagogik, 51, 342-359.


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