Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Vergleich zwischen schülerzentriertem und lehrerzentriertem Unterricht 

Es wurden zwei Klassen untersucht. Die eine handelt vorwiegend von einem lehrerzentrierter die andere von einem schülerzentrierter Unterricht. 

Die Untersuchung begann am Anfang des Schuljahres und wurde in der Mitte des zweiten Schulhalbjahres abgeschlossen. Beide Klassen besitzen unterschiedliches Vorwissen, vor allem in allgemeiner Schulbildung, Berufsausbildung und in beruflicher Erfahrung. Die Versuche wurden in zwei geteilt. Beim ersten Versuch war das Thema Psychologische Verhaltenskriterien und beim zweiten Versuch war das Thema Elektropneumatik. Die Schüler besaßen schulartbedingt hohe Motivation, doch diese Motivation nahm üblicherweise zum Ende der Unterrichtszeitrau ab. Es wurden öfters Befragungen zu motivationalen Aspekten und der Wahrnehmung des Unterrichts durchgeführt. Bei schülerzentriertem Unterricht mussten die Schüler vorwiegend selbstständig arbeiten. Nur bei Dokumentationen und Sicherung wichtiger Inhalte und Ergebnisse wirkte der Lehrer mit. Hingegen wurde der lehrerzentrierte Unterricht eher fragend und problemorientiert gestaltet. 

Erster Versuch 

Die Tests wurden nicht bekannt gegeben, damit die Schüler mit dem Wissen, dass sie sich in der Schule angeeignet haben, zum Test antreten. Jedoch fließen diese Noten nicht in den Zeugnis. Im Durchschnitt hat die erste Klasse im Abschlusstest eine Durchschnittsnote von 2,6 und die zweite Klassen eine Durchschnittsnote von 3,1. 

Zweiter Versuch 

Beim zweiten Versuch war das Thema Elektropneumatik. Da die Schüler schon wegen Aufnahmevoraussetzungen in diese Schule ein Vorwissen hatten fielen die Tests zu den Vorwissen gut aus. Die ersten Klasse erreichte fast ein drittel der möglichen Punkteanzahl. Hingegen erreichte die zweite Klasse fast di hälfte der möglichen Punkte. Der durchschnittliche Lernzuwachs wird bei einigen Schülern begrenzt, da sie schon viel Vorwissen besitzen. Trotzdem wuchs der Wissenszustand bis zum Abschlusstest bei Klasse 1 auf  71,8% und bei Klasse 2 auf 56%. Dies bedeutet, dass die erste Klasse eine Durchschnittsnote von 2,4 hat und die zweite Klasse eine Durchschnittsnote von 3,2 erreichte. Eine statistische Modellrechnung zeigt, das dass Vorwissen einen großen Einfluss auf das Ergebnis des Abschlusstests hat.

Die Fragen im Abschlusstest wurden in verschiedene Aufgaben aufgeteilt, da sich die Fragen vom reproduktivem Wissen über Verständnis bis zur Transferleistung  in der letzten Aufgabe zunahm. Bei der ersten Aufgabe wurde die Definition der Elektropneumatik verlangt. Da die Schüler schon ein Vorwissen besaßen wurde hier beim Abschlusstest nur ein geringer Zuwachs bemerkt. Bei der zweiten Aufgabe wurden die Vorteile von Elektropneumatik im gegensatz zu reinem Pneumatik gefragt. Hier notierte man beim schülerzentriertem Unterricht keinen Wissenszuwachs. Beim lehrerzentrierten Unterricht wurde ein Zuwachs notiert. Bei der Aufgabe drei ging es um Relais. Auch hier wurde bei der zweiten Klasse ein höherer Zuwachs erzielt. Bei der dritten Aufgabe war eine Elektroschaltung vorgegeben. Die Schüler sollten beschreiben was passiert wenn der Startschalter betätigt wird. Sie müssten auch noch die Bauelemente der Schaltung normgerecht bezeichnen. Auch hier wurde bei der zweiten Klasse ein höherer Zuwachs erzielt. Bei der Aufgabe fünf war eine noch komplizierte Schaltung darzustellen. Hier wurde, obwohl beide Klassen die gleichen Vorkenntnisse besaßen, bei der zweiten Klasse der höchste Zuwachs mit ca. 55% erzielt. Die erste Klasse hatte einen Wissenszuwachs von ca. 35%.

Bei der sechsten Aufgabe sollte das Taktstufenprinzip realisiert werden. Da diese Aufgabe nicht im verwendeten Buch beschrieben war konnten es nur die Schüler lösen, die das Prinzip verstanden haben. Aufgabe sieben ist die umfangreichste und anspruchsvollste Aufgabe. Die erste Klasse besaß ein höheres Vorwissen. Doch die zweite Klasse erzielte einen geringeren Wissenszuwachs als die erste Klasse. 

Die Schüler mussten auch Motivationstests nach Prenzel durchführen, die sich in 6 Ausprägungen differenzierten. Auf einer Skala von 0-5 ergaben sich vor allem beim Eingangstest für die extrinsische Motivation Werte deutlich unter 1. Die identifizierte Form wurde sogar mit einem Wert über 4 gemessen. Der Eingangstest wurde nach einigen Wochen nach Schulbeginn durchgeführt, dadurch kam man zu guten Werte. Da zum Schluss die Erwartungen einiger Schüler sich nicht erfüllt haben kamen schlechte Ergebnisse zustande. 

Das Ergebnis zeigte, dass im lehrerzentrierten Unterricht beim ersten Versuch deutlich höhere Zuwächse, im zweiten Versuch geringfügig höhere Zuwächse erzielt worden sind. Diese könnten sogar unter günstigeren Rahmenbedingungen besser ausfallen. Der Wissenszustand, also die Streuung des Wissen zwischen den Schülern wurde zum Schluss ziemlich ausgeglichen. Beim lehrerzentrierten Unterricht waren sie allerdings stärker zu beobachten. Bei den Schülern dominierten sowohl vor, als auch nach der Untersuchung die selbst bestimmten Motivationsformen sehr deutlich, allerdings gingen diese während der Testphase zu Gunsten extrinsischer Formen geringfügig zurück.

Quelle

Die berufsbildende Schule. Zeitschrift des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen, 2006, 56-60.


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