Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Petra Eberwein

Ein anderer Umgang mit Unterrichtsstörungen - Beobachtungen in einer südkoreanischen Grundschule

Das südkoreanische Schulwesen

Die durchschnittliche Klassengröße an einer südkoreanischen Schule entspricht zirka 35 SchülerInnen. Trotz hoher Anzahl von SchülerInnen liegt Südkorea beim PISA-Leseleistungs-Ranking an zweiter Stelle und belegt beim mathematisch-naturwissenschaftlichen TIMSS an erster Stelle.

Generell gliedert sich das Bildungswesen nach dem 6-3-3-4 Schema, d.h. Sechs Jahre Grundschule, zwei Jahre Mittelschule, drei Jahre Oberschule und 4 Jahre dauert die Ausbildung an einer Universität. Die SchülerInnen werden in den ersten sechs Jahren automatisch versetzt und auch die Klassenführung ändert sich in dieser Zeit nicht (vgl. Peterwein 2005, S. 197).

Ablauf einer Unterrichtsstunde in Südkorea

Die Autorin, Frau Peterwein, besuchte anlässlich einen Familienbesuches in Südkorea ihre Tante Frau und die Lehrerin Chang-Sook Kim in ihrem Unterricht und macht die folgenden Beobachtungen des Koreanischen Systems. Am Anfang und am Ende jedes Schultages gibt es ein bestimmten Begrüßungs- bzw. Verabschiedungsritual (die Schüler verbeugen sich vor der Lehrperson). Weiters bedankt sich auch die Lehrkraft nach jeder Stunde für die Aufmerksamkeit und Mitarbeit ihrer SchülerInnen. Der Lehrvortrag wird durch verschiedenste Medien und technische Mitteln (z.B. Lernsoftware) verbessert. Die SchülerInnen werden nicht zur aktiven Mitarbeit ermutigt, sondern zum nachsprechen der wichtigsten Schlüsselwörter im Sprechchor. Das gemeinsame Sprechen wird immer mit einem „sambar“ (=gut) begonnen und dazu wird dann auch im Rhythmus geklatscht. Nach dem Lehrvortrag und dem Sprechchor wird dann der Input in der Gruppe oder teilweise auch mittels Einzelarbeit gefestigt. Während der Gruppenarbeit hält sich die Lehrperson im Hintergrund, wie auch bei der gemeinsamen Besprechung der Ergebnisse, und den SchülerInnen ist es erlaubt, wenn sie eine Frage haben diese durch den Raum zu rufen und die Lehrperson eilt dann sofort herbei.

Kurz vor der ersten langen Pause werden dann gemeinsam Gymnastikübungen mittels eines Videos präsentiert und nachgeturnt. Es ertönt ein akustisches Signal und kündigt diese Gymnastikübungen an (vgl. Peterwein 2005, S. 197ff).

Der Umgang mit Regeln und Verantwortung

In Südkorea werden mit den SchülerInnen am Anfang ihrer Schullaufbahn das gewünschte Verhalten und die entsprechenden Normen eingeübt, bevor dann „richtig“ unterrichtet wird.

Verantwortung tragen die SchülerInnen auch schon von klein auf. Das äußert sich auf folgende Weise. In der ersten und zweiten Klasse übernehmen sie Aufgaben, wie zum Beispiel, das Austeilen der Schulmilch. In der dritten Klasse sind die SchülerInnen für die Reinigung des Klassenraumes verantwortlich und ab der vierten Klasse müssen sie nicht nur das Klassenzimmer reinigen, sondern auch den Schulflur und auch die Hygieneeinrichtungen.

Was auch noch wichtig zu erwähnen wäre, ist, dass die SchülerInnen in den Pausen nicht von Erwachsenen beaufsichtigt werden und es herrscht trotzdem Disziplin (vgl. Peterwein 2005, S. 197ff).

Der Umgang mit der Lehrkräfte mit Störungen

Im Unterricht herrscht teilweise ein hoher Geräuschpegel und auch die SchülerInnen beschäftigen nicht mit dem Stoff, der gerade im Unterricht durchgenommen wird. Doch die Lehrpersonen wenden einige Methoden an, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen. Beim Lehrvortrag steht die Lehrperson immer vor der Tafel. Dies wird auch angewendet, wenn sich in der Klasse starke Unruhe breit macht. Eine andere Methode sind die oben bereits erwähnten Gymnastikübungen oder auch der Sprechchor.

Quelle

Eberwein, P. (2005). Ein anderer Umgang mit Unterrichtsstörungen – Beobachtung in einer südkoreanischen Schule. Die Deutsche Schule, 2, 197-210.


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