Bei der Rollenbeziehung nimmt normaler Weise das ältere Kind eine dominierende Stellung dem jüngeren Geschwister gegenüber ein. Diese normale Rollenbeziehung ist in den ersten Jahren der Entwicklung asymmetrisch, jedoch mit zunehmendem Entwicklungsstand verringert sich der Abstand zwischen den Geschwistern. Anders entwickelt sich die Rollenbeziehung zwischen behinderten und nichtbehinderten Geschwistern. Hier vergrößert sich aufgrund des langsameren Entwicklungsstandes des beeinträchtigten Kindes der Entwicklungsunterschied immer erheblicher. (Seite 7)
Beim Ausmaß des Geschwisterkontakts wäre keine Abweichung vom Normalausmaß zu erwähnen. (Seite 7-8)
Die Qualität der Beziehung zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern ist diese nicht schlechter als die zwischen nichtbehinderten Kindern Im Gegenteil, sind Kinder oft sehr bemüht, auf ihren beeinträchtigten Bruder bzw. beeinträchtigte Schwester einzugehen. Interessant ist, dass Mädchen und Frauen die Qualität der Beziehung zu ihrem beeinträchtigten Geschwister als weniger wettbewerbsorientiert bezeichnen. (Seite 9-10)
Im Spielverhalten passend sich die gesunden Geschwister ausnahmslos den Möglichkeiten der beeinträchtigten Geschwister an, und bemühen sich, die Unterschiede im Spielniveau zu überbrücken.
Bei der Verteilung der elterlichen Aufmerksamkeit, die Übernahme von Verantwortung wird
auf die Gefahr verwiesen, dass die nichtbehinderten Kinder vernachlässigt werden, vielleicht aufgrund der hohen Belastung der Eltern durch das behinderte Kind. Andererseits der Aspekt, dass eine ungleiche Verteilung der Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern zu einer erhöhten Geschwisterrivalität führt. Die Befunde der Studie von Stocker, Dunn & Plomin (1989) haben ergeben, dass Geschwister von behinderten Kindern im Allgemeinen nicht weniger Zuneigung von ihren Eltern bekommen, als Geschwister von nichbehinderten Kindern. Bei der Pflege kommt die traditionelle Rollenverteilung der Betreuungsaufgabe und der Hausarbeit zum Ausdruck. Besonders die älteren Schwestern sind mehr, als die älteren Brüder, in die Betreuung ihres behinderten Geschwisters eingebunden. normalerweise dem älteren Bruder, oder der älteren Schwester zugeschrieben wäre. (Seite 9-14)
Exzerpt aus der Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 33 (1) 2-19)