In diesem Artikel geht es um die Elternzentriertheit (EZ) der Mädchen zw. 10 und 14 Jahren. Es wird aufgezeigt, dass nicht nur Gleichaltrige (wie z.B. in der Schule) sondern auch die Eltern selber die zunehmende oder abnehmende Elternzentriertheit beeinflussen. Als weiteres Ergebnis dieser empirischen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Mutter mehr Einfluss auf die Mädchen in diesem Alter ausübt als der Vater.
Die Einstellung zu den Eltern unterliegt besonders in der Adoleszenz (Übergang vom Kind zum Erwachsenen) ständig Veränderungen, daher sind in dieser Zeit Abwendungen/vermehrte Zuwendungen des Kindes oder die Autorität in Frage Stellen keine Seltenheit.
Diese Untersuchung beschäftigt sich jedoch hauptsächlich mit der Einstellung zur elterlichen Autorität.
Die Entwicklung eines jeden Menschen gehört zum Leben und auch Eltern (Primärgruppe) sollten diese „Phase“ als Normal betrachten, sie ist ein wichtiger Reifungsvorgang und führt mit steigendem Alter und wesentlichen Einflussgrößen (Sekundärgruppe)zu stärkerer Verselbständigung und später im reiferen Alter zu einer Beruhigung im Verhältnis zu den Eltern.
Das Ziel dieser Untersuchung ist die Unterschiedlichkeit der Mädchen zu prüfen und inwieweit sie für die Reifefaktoren (Alter, körperlicher Reifegrad) und Lernfaktoren (Schulzugehörigkeit, soziale Schichtzugehörigkeit) verantwortlich gemacht werden können.
Als Verfahren wurde der Selbstbild-Fragebogen von Ewert in Betracht gezogen, der 6 verschiedene Faktoren wie z.B. die emotionale Abhängigkeit von den Eltern oder die traditionelle Einstellung beinhaltete.
Auch der Reifungsfaktor und die Lernumwelt wurden herangezogen:
Einflussfaktor Reifung:
Der Eintritt in die Reifezeit, ca. das 12. Lebensjahr, beinhaltet auch einen sogenannten Kurventiefpunkt, der für die abnehmende EZ verantwortlich ist. Jedoch verläuft dieser Vorgang bei jedem Individuum anders. Die Intelligenz ist jedoch nicht ausschlaggebend. Fakt ist, dass sich der Grad der EZ besser durch die Mutter als durch den Vater vorhersagen ließ und dass oft Gruppenmeinung für eine Veränderung der EZ ausschlaggebend ist.
Trotz der Gruppenmeinung der Gleichaltrigen zählt der Einfluss der Eltern zu den wichtigsten Faktoren.
Dr. Hanns Martin Trautner untersuchte die Elternzentriertheit von Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren aufgrund der Faktoren Entwicklung und Lernen.
Unter Elternzentriertheit verstehet man: „die Einstellung zur elterlichen Autorität i. S. einer emotionalen Abhängigkeit von den Eltern und der Bereitschaft, ihnen zugeschriebene restriktive Normen zu übernehmen.“ (Trautner 1972, S. 93).
Durch das Erwachsen werden der Kinder, verändert sich die Beziehung zwischen ihnen und ihren Eltern. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Reifephase gelegt werden, welche starke Aufstände gegen die Eltern mit sich bringt. Grund dieser Proteste ist ein physiologischer Wandel. Anschließend sollte diese Auflehnung wieder enden und es wird eine neue Vertrauensbasis gebildet. (vgl. Trautner, S 93).
Aufgrund dieser Untersuchung sollten „auftretende interindividuelle Unterschiede sowie Veränderungen von EZ bei Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren überprüft werden, wieweit für sie Reifefaktoren oder Variable der Lernumwelt verantwortlich gemacht werden können.“ (Trauner 1972, S. 94). Dabei werden die Reifefaktoren (Alter und körperliche Entwicklung) mit den Lernfaktoren (Schulzugehörigkeit, soziale Stellung und mütterliche Rollenerwartung) verglichen. (vgl. Trauner, S. 94).
Folgende Ergebnisse brachte die Erhebung von einer Grundgesamtheit von 122 Teilnehmerinnen:
(vgl. Trauner, S. 95ff).
Die Beeinflussung von Gleichaltrigen hat eine höhere Auswirkung auf die Elternzentriertheit, als die der Lernumwelt. (vgl. Trauner, S. 102).
Trautner, H. M. (1972). Der Einfluss von Reifen und Lernen auf die Elternzentriertheit von Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 1972, 92 104.