Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Matthias Trautmann

Überzeugungen vom Englischlernen 

Definition bzw. unterschiedliche Auslegung von Überzeugung 

„Forderungen nach einer neuen Lernkultur lassen sich als Kernbestand reformpädagogischer Semantik mindestens seit den 1920er-Jahren nachweisen und haben den Ausbau der Normalschule seitdem in immer neuen Wellen kritisch begleitet (vgl. Oelkers 1996)“ (Trautmann 2005, S.38).

Bereits in dieser Zeit suchte man nach empirischen Erklärungssätzen, warum Lehrende ihren Unterricht in einer bestimmten Art und Weise abhalten und wovon Schülerinnen und Schüler beim Lernen beeinflusst werden. In diesem Zusammenhang spricht man von Überzeugungen, die auf die Schülerinnen wirken. Diese Überzeugungen sind ein psychologisch inspiriertes Konzept, auch „beliefs“ genannt.

Der Ausdruck „beliefs“ taucht im Zusammenhang mit Lehrforschungen verstärkt in den 1980er-Jahren im US-amerikanischen Kontext auf.

Bis dato ist es sehr schwierig zu verstehen, was mit Überzeugungen gemeint ist. Laut freier Definition ist laut Pajares Überzeugung einigen Stichwörtern zuzuordnen:

„Einstellungen, Werte, Urteile, Axiome, Meinungen, Ideologien, Wahrnehmungen, Konzepte, Vorbegriffe, Disposition (…) (Pajares 1992, S. 309)“ (Trautmann 2005, S. 39);

Weitere Wissenschaftler definieren Überzeugungen wie folgt: (…) „Überzeugungen gelten als Filter für die Wahrnehmung der Fachinhalte, für die Zuweisung von Bedeutungen sowie für Verstehen, Motivation und Leistung“ (vgl. Trautmann 2005, S. 39).

Überzeugungen vom Englischlernen

In der englischsprachigen Fremdsprachenforschung hat Horwitz als erste mit dem Überzeugungsbegriff gearbeitet. Sie entwickelte Anfang der 1980er-Jahre ein quantitatives Inventar zum Erfassen von Überzeugungen bezüglich des Fremdsprachenlernens, nämlich das „beliefs about language learning Inventory (BALLI)“ (vgl. Trautmann 2005, S. 42).

BALLI besteht aus 34 Items, in fünf Bereiche untergliedert:

Horwitz führte eine Erhebung mit 17-38-jährigen Studienanfängern in Texas durch und maß die Antworten mit sieben Items. Als Ergebnis hält die Autorin fest, dass Lernen im Land der Zielsprache zwei Drittel der Befragten bevorzugten, ein Drittel fand das Wissen über die fremde Kultur relevant und drei Viertel gaben an, dass sich Sprachenlernen vom Lernen in anderen Fächern unterscheide.

Anhand dieses Ansatzes vertiefte Caspari die wissenschaftliche Forschung von den Auffassungen von Fremdsprachen und unterschied 2 wesentliche Typen, nämlich die Sprache als Kommunikationsmittel versus die Sprache als System.

Wenden erkannte aus einer Untersuchung mit 25 erwachsenen Lernern, dass es drei Typen von Überzeugungen gibt, bezüglich des Englischlernens. Der erste Typus versteht Englisch als Kommunikationsmittel (Use the language), der zweite Typus versteht Englisch als System formaler Regeln und Strukturen (Learn about the language), und der dritte Typus versteht Englisch als Stimulus für die Entwicklung der eigenen Person.

Wie lernt man am besten Grammatik?

Anhand einiger Befragungen von Englischlehrern steht zunächst Einigkeit darüber, dass der fundamentalste Fehler von SchülerInnen ist, die Sprache bzw. die Grammatik mit der deutschen Sprache zu kreuzen. Das heißt SchülerInnen wollen parallelen herstellen, was jedoch zu einem negativen Transfer von der Muttersprache zur Zielsprache führt.

Befragt man nun die Lehrenden über die optimale Form des Grammatiklernens gehen die Meinungen auseinander.

Laut der Ansicht eines Englischlehrers sollten gewisse Strukturen einfach auswendig gelernt werden und das Sprachmuster gespeichert werden. Erst nach diesem Lernprozess folgt nach einiger Zeit das „Aha-Erlebnis“.

Im Unterschied dazu erklärt eine Englischprofessorin, dass Englisch nicht rational „über den Kopf“ sondern durch ein gewisses Gefühl gelernt werden kann.

Die beste Lerntechnik lässt sich nur schwer feststellen, obwohl schon viele empirische Studien durchgeführt wurden.

Quelle

Trautmann, M. (2005). Überzeugungen vom Englischlernen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 2005, 38-52.


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