Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Gewaltprävention in der Schule

Zentrale Fragestellungen und Umsetzungen in der Klasse

Im ersten Abschnitt dieses Artikels werden zentrale Fragestellungen hinsichtlich der Bergriffsbestimmungen von Gewalt und Prävention sowie Kompetenzkonflikte behandelt. Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf die Umsetzung der gewaltpräventiven Arbeit mit Schülergruppen (Klassen) und auf die wichtige Rolle der pädagogischen Haltung die LehrerInnen dabei haben (vgl. Hanke 2004, S. 68ff).

In den neunziger Jahren gab es eine Debatte bezüglich Jugend und Gewalt. Deshalb wird von den Schulen gefordert, intensive Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen zu betreiben. Bei der Konzept- und Entwicklungsarbeit zu dieser Gewaltprävention müssen vier wesentliche Unklarheiten geklärt werden (vgl. Hanke 2004, S. 68).

1.     Was ist Gewalt?

Gewalt ist die Schädigung einer Person durch körperliche Kraft (physische Gewalt), durch Vorenthalten von Zuwendung und Vertrauen, durch seelisches Quälen und emotionales Erpressen (psychische Gewalt), durch erniedrigende, beleidigende und entwürdigende Worte (verbale Gewalt) oder durch das Beschädigen und Zerstören von Gegenständen (Vandalismus) (vgl. Schubarth 2000, S. 71, zitiert nach Hanke 2004, S. 69).

2.     Was bedeutet Prävention?

Die Gewaltprävention in der Schule, zu der erzieherische, beratende, therapeutische, fortbildnerische und baulich-gestalterische Maßnahmen zählen, versucht meistens die Entstehung der Gewalt zu verhindern (primäre Prävention). Dabei wird jedoch oft darauf vergessen, dass in der Praxis die Bekämpfung der Weiterentwicklung von bereits vorhandener Gewalt erfolgt (sekundäre Prävention) (vgl. Hanke 2004, S. 69f).

3.     Ist schulische Gewaltprävention nötig?

Gewalt an Schulen nimmt immer mehr zu und tritt in sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern auf. Prävention ist notwendig, da nach dem Grundsatz der humanistischen Pädagogik jede Gewalttat bereits eine zu viel ist, und deshalb geächtet werden muss (vgl. Hanke 2004, S. 71).

4.     Wer ist wofür qualifiziert?

Ein Problem ist, dass nicht klar ist, wer die Präventionskonzepte, wie zum Beispiel die Lehrer-Schüler-Konferenz nach Gordon, an Schulen durchführen soll und auch die nötigen Qualifikationen dazu hat. Die Ordnung der schulischen gewaltpräventiven Maßnahmen nach Handlungsfeldern ist dabei hilfreich. Am wichtigsten ist dabei die Arbeit mit Schülergruppen, da diese den größten Beitrag zur Gewaltprävention leisten. Andere Handlungsebenen sind die Schulebene, die Lehrerebene, die Elternebene, die personale Ebene, die gesellschaftliche Ebene, sowie die Zusammenarbeit mit außerschulischen Trägern. Meistens bleibt die Herausforderung am Lehrkörper hängen, obwohl Lehrer für Gewaltprävention oft keine oder eine nur unzureichende Ausbildung haben (vgl. Hanke 2004, S. 71ff).

Zur Planung und Durchführung eines Gewaltpräventionsprojekts stehen den Lehrkräften verschiedene Ansätze zur Verfügung. Die Basis für ein erfolgreiches Gelingen von Gewaltprävention bilden pädagogische Leitlinien. Dabei wird besonders auf die Förderung der gegenseitigen Akzeptanz von SchülerInnen, eine gewaltfreie Kommunikation, die Steigerung des Klassenzusammenhaltes und das ständige Arbeiten an Gewaltprävention eingegangen (vgl. Hanke 2003, S.177 zitiert nach Hanke 2004, S. 77). Aber auch durch den Einsatz von förderlichen Methoden, die zum Beispiel ein Miteinander ermöglichen und Feedback erlauben, können Lehrkräfte Erfolg in gewaltpräventiven Projekten haben. SchülerInnen bearbeiten im Zuge von Projektarbeiten besonders gerne Themen über Konflikte und Konfliktlösung, wozu zum Beispiel auch die Auseinandersetzung mit aktuellen Konflikten gehört (vgl. Hanke 2004. S.77f).

Eine Lehrkraft sollte in Projekten zur Konfliktbearbeitung „Lust haben, sich auf allen Ebenen eines Konfliktes mit den Schülern/innen auseinanderzusetzen“ (Hanke 2004, S. 80). Es ist wichtig, dass jeder Konflikt nicht nur auf kognitiv-rationaler, sondern auch auf emotionaler Ebene bearbeitet wird, da nur dadurch eine dauerhafte Konfliktlösung möglich wird. Wichtig dabei ist die Öffnung der LehrerInnen indem sie ihre aktuelle Haltung, persönliche Einstellung zum Thema Konflikt, sowie ihre eigenen Erfahrungen im Jugendalter erzählen. Dadurch wird ein besserer Zugang zu den SchülerInnen möglich (vgl. Hanke 2004, S. 79ff).

In der Praxis ist die Qualität der Konfliktbearbeitung und nicht die Menge der ausgetragenen Konflikte von Bedeutung. Weiters ist es wichtig zu handeln, auch wenn es vielleicht nicht perfekt ist, da nur so die Nachfrage der SchülerInnen sichtbar wird (vgl. Hanke 2004, S. 82f).

Quelle

Hanke, Ottmar (2004). Gewaltprävention in der Schule. Zentrale Fragestellungen und Umsetzung in der Klasse. Die Deutsche Schule, 96, 68-84.


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