1.1 Begriffsdefinition
Bevor auf den Artikel eingegangen wird, soll kurz eine Begriffsdefinition gegeben werden. Unter „Hochbegabung“ versteht eine hohe Ausprägung der allgemeinen Intelligenz, während „Interessen“ personentypische Einstellungen bezüglich Gegenständen und Tätigkeiten beschreiben.
1.2 Einleitung
Aufgrund des Interessenanstieges an Hochbegabung und an speziellen Freizeitangeboten für Hochbegabte, bieten mittlerweile verschiedene (Hochbegabten-) Vereine und diverse öffentliche und private Institutionen spezielle Workshops für Hochbegabte an. Obwohl die angebotenen Kurse auf große Nachfrage stoßen, ist man sich wissenschaftlich noch nicht über die Interessenslage der Hochbegabten einig, da es an soliden Studien fehlt.
1.3 „Typische“ Interessen Hochbegabter
Ratgeber weisen auf Geschlechtsunterschiede innerhalb der kleinen Gruppe der Hochbegabten hin: Während hochbegabte Mädchen über ein breiteres Interessenspektrum verfügen und sich häufig den Leistungen und Interessen der Mitschüler anpassen, tendieren hochbegabte Buben zu Spezialgebieten.
„Checklisten“ gehen davon aus, dass Hochbegabte an sehr vielen Dingen interessiert sein sollen und sich bei der Verfolgung dieser oft lange konzentrieren können. Weiters interessieren sich Hochbegabte oft für „Erwachsenenthemen“ wie Religion, Philosophie, Politik, Umweltfragen, Sexualität und Gerechtigkeit der Welt. Inwieweit diese Thesen jedoch die Realität widerspiegeln wurde wissenschaftlich noch nicht belegt.
Untersuchungen an Kindern im Grundschulalter zeigten, dass im Allgemeinen keine herausragenden Unterschiede zwischen den Interessen der Hoch- und durchschnittlich Begabten festzuhalten sind. Einzig beim Lesen zeichnen sich Unterschiede ab, da Hochbegabte mehr und auf höherem Niveau lesen und sich vor allem für Inhalte interessieren, die (mathematisches) Denken erfordern.
Um weitere aussagekräftige Aussagen zu den Interessen Hochbegabter treffen zu können, sind Studien erforderlich, die einer sorgfältig ausgewählten repräsentativen Stichprobe nachgehen.
1.5 Forschungsstand zu Interessen Hochbegabter
Aufgrund der mangelnden soliden Forschung zu den Interessen Hochbegabter und der schlecht durchgeführten Stichproben, weist die Hochbegabungsforschungsliteratur große Defizite auf. Die Mehrzahl der vorhandenen Studien beruht auf schriftlichen Befragungen, wobei nicht immer nur ausschließlich Hochbegabte „untersucht“ werden. Häufig werden neben nicht standardisierten Tests und Fragebögen auch selbst zusammengestellte Listen zur Befragung herangezogen, die einen Vergleich der Ergebnisse zusätzlich erschweren.
Pruisken, C. (2004). Interessen und Freizeitbeschäftigungen hochbegabter (Grundschul-) Kinder. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, Seite 1-10.