Die Förderung von Kindern mit besonderen Fähigkeiten
Die Grundidee
Die Stütze von Kindern mit besonderen Fähigkeiten verlangt eine
Auseinandersetzung mit dem Thema, das Kennen lernen verschiedener
Modelle und einen flexibleren Umgang mit dem Organisationsrahmen einer
Schule voraus. (S. 63)
Es ist wichtig sich diesen Menschen besonders zu widmen, denn durch ihre
überdurchschnittlichen Leistungen und Ausdauer sind sie oft
unterfordert und verlieren somit die Freude am Lernen.
Das Komponentenmodell der Talententwicklung nach Renzulli zeigt folgendes Bild:
Nach Renzulli ist die Hochbegabung ein Zusammenspiel aus Kreativität, intellektuellen Fähigkeiten und Motivation.
Die Begabungen, die durch genetische Einflüsse mitbestimmt wird, werden in 5 verschiedene Kategorien eingeteilt:
Allgemeine intellektuelle Begabung
Musische Begabung
Künstlerische – gestaltende Begabung
Soziale Begabung
Psychomotorische
Begabung
(S.63f)
Der Versuch
Das Begabungskonzept der Neulandschule zeigt, dass es viele
Möglichkeiten gibt, Kinder zu fördern und ihre Wissensbegierde und
Neugierde zu wecken. Die katholische Privatvolksschule mit Halbinternat
hat ein Konzept entwickelt, das nicht nur methodische und didaktische
Ansätze aufweist, sondern auch viel selbstständiges Lernen und
organisatorische Maßnahmen voraussetzt. Einige Anordnungen wären
beispielsweise, zeitweilige Auflösung der Jahrgangsklassen, der Einsatz
von LehrerInnen nach Ihren Kompetenzen, aber auch das Setzen von
Schwerpunkten mit individuellem Angebot. (vgl. S. 65)
Das Wichtigste aber ist, dass der Lehrkörper das Interessen an jedem
individuellen Schüler zeigt, es ist bedeutend jeden so zu schätzen und
zu akzeptieren wie er ist. Zeit ist einer der wichtigsten Faktoren, denn
die Schüler möchten das Gefühl haben, dass ihnen jemand zuhört und
Offenheit für ihre Fragen entgegenbringt. Die Lernbereitschaft, aber
auch die Selbstreflexion muss in Erwägung gezogen werden, denn das
Staunen und Erkennen von neuem ist etwas Gigantisches. (vgl. S. 65f)
Die Kompetenzen, die für ein „
s“ Förderungsprogramm vorausgesetzt werden, wären zum Beispiel
Beobachtung und Diagnose der Lernprozesse, professionelle Gespräche,
Lernsituationsplanungen, Leistungsmotivationen und vor allem das
Interesse und die Freude am Fortschritt. (vgl. S. 65)
Es gibt aber auch drei Modelle, die angewendet werden, um die Situation
etwas zu erleichtern: das Drehtürmodell, Überspringen von
Jahrgangsklassen auch Akzeleration genannt und der Atelierbetrieb.
Das Drehtürmodell ermöglicht begabten Kindern verschiedener
Altersstufen Kurse mit älteren Kindern zu absolvieren. Beispielsweise
ist es möglich, dass Kindergartenkinder zweimal in der Woche den
Unterricht der Erstklässler besuchen, somit lernen sie mit den Älteren
den Lernstoff sogleich mit! Im anschließenden Schuljahr werden sie nun
in die zweite Klasse der Grundschule eingestuft und für ihre Ansprüche
passend gefördert. Dieses Modell bietet eine individuelle und kreative
Gestaltung von Schulen, denn es erleichtert das Klassenüberspringen
deutlich. (vgl. S.66f)
Die Akzeleration bietet unterforderten Schülern die Möglichkeit
ihre entwickelte Unzufriedenheit mit der Schule auszugleichen. In
Österreich ist es möglich drei Mal eine Klasse zu überspringen. (einmal
in der Grundstufe, einmal in der Sekundärstufe I und einmal in der
Sekundärstufe II)
Es ist kein einfacher Schritt für alle Beteiligten (Schüler, Eltern und
Lehrer), denn das begabte Kind muss sehr gut darauf vorbereitet werden,
denn es ergibt sich eine neue Situation. Es wird geschrieben, dass
Kinder, die oft stören und sich nicht konzentrieren können, es möglich
wäre, dass man es auf die Leistungsunterforderung zurückführen kann!
Für das Überspringen einer Klasse sind aber folgende Vorraussetzungen notwendig:
Hohe intellektuelle Fähigkeiten
Ausdauer und Konzentration
Neugier auf neue Inhalte
Beherrschen von Arbeitstechniken
Ein hohes Maß an Selbstständigkeit
Soziale Kompetenz
(S. 67f)
Der Atelierbetrieb in der Neulandschule bot allen Beteiligten
eine Differenzierung vom Schulalltag. Jeder Teilnehmer konnte sich für
sein Interessensgebiet anmelden und dies durchführen. Es ging so vor
sich, dass an einem Vormittag und einem Nachmittag jedes Kind persönlich
seine Unterrichtseinheit gestalten konnte. LehrerInnen bereiteten
ersehnte Themen der Kinder vor, so konnte jeder Sprössling sich sein
Thema aussuchen, ausprobieren und entdecken. Die Spezifikation der
einzelnen Themen dient zur Gewinnung von Informationen, Argumentationen,
affektivem Lernen, sozial-kommunikatives Lernen, aber auch zur
gewissenhaften Informationsverarbeitung. (S. 68f)
Literatur
Gabriela Malin (2004). Die Förderung von Kindern mit besonderen Fähigkeiten. Erziehung und Unterricht Jänner/Feber 1-2/04. Malin,
Gabriela (2007). Komm, wir fangen an – Die Förderung von Kindern mit
besonderen Fähigkeiten. In Hahn, Heike, Möller, Regina & Carle,
Ursula (Hrsg.) (2007), Begabungsförderung in der Grundschule. Band 5.
Hohengehren: Schneider Verlag