Günther Dichatschek
Laut du Bois-Reymond (2004) wurden Kinder früher als zu Erziehende angesehen, die sich in der Welt zurechtfinden sollen.
Mit wachsendem Wohlstand änderte sich aber diese Ansicht und im Großteil der europäischen Staaten veränderte sich das Leben des Kindes in Richtung Lernkindheit. Hier profitierten die Kinder vor allem vom veränderten Rollenbild der Frau. Dieser neue Stellenwert der Frau in der heutigen Gesellschaft führt auch dazu, dass Kinder erst verspätet oder gar nicht geboren werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Kindeszahl pro Frau. Heute bringt eine Frau im Schnitt nur mehr 1,5 Kinder zur Welt (in Frankreich sind es mehr, in Italien und Spanien weniger).
Durch die UN-Kinderrechtscharta 1989 wird in den EU-Mitgliedsstaaten ein Standard für Kindergesetze vorgegeben. Kinderarbeit, Kindesmissbrauch und das Flüchtlingsleben gehören hierbei zu den brisantesten Themen.
Laut European Commission 2001 ist die Europäische Union aber noch weit davon entfernt für die Kinder da zu sein. „1972 wurden das Europäische Jugendzentrum in Straßburg und das Europäische Jugendwerk mit der Absicht, die Europaferne der jungen Generation abzubauen, gegründet.“ (Günther Dichatschek; „Lebens- und Lernbedingungen von Kindern und Heranwachsenden in der EU“; Erziehung & Unterricht 1-2/2007; 157. Jahrgang)
17 Jahre später wurden auch noch das „European Stearing Committee for Interngovernmental Co-operation in the Youth Field“ und das zweite europäische Jugendzentrum gebildet.
Im Jugendrat werden derzeit die Themenbereiche Jugendmobilität, Informationspolitik und Civic Education behandelt.
Ergänzend hierzu gibt es zahlreiche Programme wie Socrates (Programm für Allgemeinbildung) und Leonardo da Vinci (Programm für Berufsbildung) die angeboten werden, wobei man aber auch das ECTS-System (European Credit Transfer System System zur europaweiten Anerkennung von Hochschulabschlüssen) nicht vergessen darf.
Im Treffen der Bildungsminister 2000 in Lissabon wurden bereits weitere Programme wie die Verbesserung der Qualität im Bereich der Lehrerausbildung, der Durchlässigkeit der Bildungssysteme und ähnliches besprochen.
Trotz alledem wird aber EU-weit Kritik laut, dass die Lehrpläne veraltet seien und die Bildungssysteme alltags- und arbeitsmarktfremd, um nur einige der genannten Kritikpunkte zu nennen.
„Eine konkrete und auf wissenschaftlich-gesellschaftlichem Konsens beruhende Gesamtanalyse fehlt derzeit in der EU.“ (Günther Dichatschek; „Lebens- und Lernbedingungen von Kindern und Heranwachsenden in der EU“; Erziehung & Unterricht 1-2/2007; 157.Jahrgang)
Günther Dichatschek; „Lebens- und Lernbedingungen von Kindern und Heranwachsenden in der EU, Ein Beitrag zur politischen und Menschenrechtsbildung im Rahmen der „Education for Democratic Citizenship““; Erziehung & Unterricht, Österreichische Pädagogische Zeitschrift 1-2/2007; 157. Jahrgang; öbv-hpt-Verlag