Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Montessori-Pädagogik – ein Weg zu Selbstständigkeit und Kompetenz 

„Grundlegung der Bildung – Anforderungen und Hindernisse“ (Hammerer 2002, S. 302)

Das im Vordergrund stehende Ziel der Montessori-Pädagogik ist „die aktive Förderung kindlicher Unabhängigkeit und Selbstständigkeit durch Selbsttätigkeit“ (Hammerer 2002, S. 302). Laut Montessori sind die Auswirkungen der Erziehung (nicht nur jene der Grundschule sonder auch jene der elterlichen Erziehung) kritisch zu betrachten, da viele Menschen unter einem zu geringen Selbstwertgefühl leiden und nicht oder zu wenig gelernt haben selbstständig zu handeln. Genau darauf baut Montessori auf, da durch diese Pädagogik versucht wird, dem Kind zu helfen sich selbst besser entfalten zu können und sein Selbstvertrauen zu stärken (vgl. Hammerer 2002, S. 303).

„Der Umgang mit Fehlern als pädagogische Schlüsselsituation“ (Hammerer 2002, S. 303)

Es ist wichtig zu verstehen, dass Fehler nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten müssen. In den Schulen wird oft nicht berücksichtigt, dass gemachte Fehler als „mögliche Energiequelle“ (Hammerer 2002, S. 304) genutzt werden können um so dem Kind begreiflich zu machen, dass es aus seinen Fehlern nur lernen kann. Einem Kind ist nicht geholfen, wenn man ihm nur sagt, dass seine Antwort falsch sei und sofort ein anderes Kind an die Reihe nimmt. Besser wäre es, dem Kind noch länger Zeit zum Nachdenken zu geben und ihm eventuell Materialen zu Verfügung stellt, die ihm dabei helfen, die Aufgabe richtig zu lösen, denn wenn man dem Kind nur mitteilt, dass seine Antwort falsch ist, weiß es nicht, wie es zu dem Fehler gekommen ist (vgl. Hammerer 2002, S. 304f). Das Kind muss den Fehler selbst erarbeiten um ihn in Zukunft vermeiden zu können. Der Lehrer soll dabei nicht die Kontrolle der Arbeit übernehmen, da dies die Gleichgültigkeit dem Fehler gegenüber fördert (vgl. Hammerer 2002, S. 305). „Wer die eigenen Fehler erkenne und korrigieren kann, hat ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und innere Sicherheit gewonnen“ (Hammerer 2002, S. 305). Weiters empfiehlt Montessori auf Lob und Tadel zu verzichten, da ein Kind, vor allem wenn es gelobt wird, von der Klasse hervorgehoben wird, obwohl sein Verhalten für andere Kinder vielleicht selbstverständlich ist. Kinder sollen den Selbstwert nicht von anderen sondern von ihrer Arbeit beziehen und somit ist es besser, nicht Anerkennung gegenüber dem Kind sondern gegenüber seiner Arbeit zu zeigen (vgl. Hammerer 2002, S. 306f). 

„Über die Selbsttätigkeit zu Selbstständigkeit und Kompetenz“ (Hammerer 2002, S. 307)

„Montessori sieht in der Freiarbeit jene unterrichtliche Organisationsform, die selbstständiges Tun ermöglicht und fördert“ (Hammerer 2002, S. 308). Um diese Freiarbeit zu ermöglichen ist es wichtig, eine spezielle Lernumgebung zu gestalten, die einen möglichst auffordernden Charakter hat. Aber auch das Arbeiten in Gruppen ist für Montessori wichtig und dabei wird das Zusammenmischen unterschiedlich alter Kinder bevorzugt, um den Kindern genügend „soziale Nahrung“ (Hammerer 2002, S. 308) zu ermöglichen (vgl. Hammerer 2002, S. 308). Freiarbeit darf aber nicht falsch verstanden werden, da die Kinder auch eine sorgfältige Einführung in ein Thema bekommen. Weiters sind die für die Freiarbeit verwendeten Materialien eigens von Montessori aufbereitete Unterlagen, die nicht mit Lernspielen zu tun haben (vgl. Hammerer 2002, S. 309). Einträge in ein eigenes Arbeitsheft oder ein spezielles Lernheft helfen den Kindern über ihr Gelerntes nachzudenken und noch vorhandene Schwächen oder Schwierigkeiten zu bearbeiten (vgl. Hammerer 2002, S. 309f). Anders als in normalen Schulen stehen Kinder, die in einer Montessori Einrichtung unterrichtet werden, unter viel weniger Zeitdruck und des hilft ihnen tiefer in ein Thema eintauchen zu können und trägt somit zum Besseren Verständnis des Stoffes bei (vgl. Hammerer 2002, S. 310f). 

„Konzentriertes Tun und optimale Erfahrungen ermöglichen“ (Hammerer 2002, S. 311)

„Wenn es dem Kind gelingt, sich ganz in die Gesetzmäßigkeit der Sache zu vertiefen, mit hoher Konzentration und Aufmerksamkeit der Sache auf den Grund zu gehen und dann gestärkt aus diesem Prozess hervorzugehen vermag, kann man von bildendem Lernen sprechen“ (Hammerer 2002, S. 311). Montessori fand heraus, dass auch schon sehr kleine Kinder dazu in der Lage sind, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren. Versunken n eine Tätigkeit wurden die beobachteten Kinder viel ruhiger und veränderten sich merkbar. Allerdings ist es nicht für jedes Kind gleich einfach solch ein konzentriertes Tun zu schaffen egal ob in Montessori-Einrichtungen oder in anderen Schulen. Kinder sind völlig unterschiedlich und nicht bei jedem greift die Montessori-Pädagogik auf Anhieb (vgl. Hammerer 2002, S. 313). „Die Montessori-Pädagogik ist keine Zauberformel zur Erreichung von Selbstständigkeit und Kompetenz, aber ein möglicher und bewährter Weg“ (Hammerer 2002, S. 313).

Quelle

Hammerer, F. (2002). Montessori-Pädagogik – ein Weg zu Selbstständigkeit und Kompetenz. Erziehung und Unterricht, 152, 302-313.


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