Eiko Jürgens
Mit Offenheit des Unterrichts ist nicht eine bestimmte Methode gemeint sonder viel mehr die Sichtweise welche der Lehrende von Schule und Unterricht hat. Weiters ist auch das LehrerInnen und SchülerInnen Verhältnis anders als in anderen Unterrichtsformen. Die Schüler werden in dieser Art des Unterrichts anders gefördert und gefordert. Offenheit ist eine Art pädagogisches Prinzip, welches man nicht nur auf den Unterricht beschränken soll. Dass Offener Unterricht funktioniert muss der Lehrende seine Perspektiven wechseln (vgl. Jürgens E. 2002, S.290).
Wenn Lehrer Offenen Unterricht anwenden, dann müssen sie ihre bisherigen Einstellungen und Handlungen verändern bzw. überdenken. Es bedeutet, dass der Lehrer wandlungsfähig sein muss. Selbstreflexive Fähigkeiten sind ebenfalls von großer Bedeutung. Je besser der Lehrer lehrt umso besser wird von den Schülern gelernt. Der Lehrer muss den Unterricht genau planen und sich eng an den vorgegebenen Weg halten. Dies ist die Vorraussetzung das die Schüler das lernen was der Lehrer lehrt. Weiters ist auch ein gewisser Druck nötig. Denn ohne Druck ist schulisches Lernen nicht möglich bzw. erfolgreich (vgl. Jürgens E. 2002, S.290-291).
Durch den Offenen Unterricht wird der Beruf Lehrer neu definiert und das Verhältnis zwischen SchülerInnen und LehrerInnen ändert sich. Der Offene Unterricht beeinflusst das LehrerInnen Dasein positiv und führt zu einer höheren Berufszufriedenheit und zu einer besseren Lernleistung der SchülerInnen. Dieser Unterricht wird auch als eine Art „menschlicher“ Unterricht bezeichnet. Merkmale dieser Unterrichtsform sind die „aktive Lernzeit“ und das der Unterricht weniger gestört wird. „Offener Unterricht ist weit reichend und versteht sich nicht als eine technologische Lösung eines „Schulproblems“, sonder als zeitgemäße Antwort auf wissenschaftliche Erkenntnisse, d. h. als ein schüler- und lehrergerechtes Leitprogramm zur pädagogisch-didaktischen Gestaltung von Schule und Unterricht“ (Jürgens 2002, S. 293) (vgl. Jürgens E. 2002, S.291-293).
Offener Unterricht ist durch wissenschaftliche Argumente begründet. Je mehr wissenschaftlich Argumente wir für den Offenen Unterricht entdecken umso größer ist die Chance, dass dieser tatsächlich auch in Schulen umgesetzt wird.
Schüler sollen Interessen entwickeln und ihre Lernidentität finden. Weiters ist es wichtig, dass Sie das angeeignete Wissen auch anwenden können. Auch soziale Fähigkeiten und emotionales Lernen ist ein wichtiges Argument für den offenen Unterricht.
Die Schule selbst sollte eine demokratische und humane Institution sein. Machtverhältnisse innerhalb der Institution sollen abgebaut werden und ein Miteinander soll aufgebaut werden.
Dadurch, dass das Lernen „menschengemäß“ erfolgt, werden in dieser Unterrichtsform den Kindern und Jugendlichen verschiedene Möglichkeiten bzw. Freiräume gegeben. Sie haben die Möglichkeit selbstständig zu Handeln und Ausprobieren. Sie erlernen dadurch Selbstverantwortung und können ihre eigenen Erfahrungen machen und ihre Neugier ausleben.
„Lernen ist ein eigenaktiver, erfahrungsoffener und entdeckend-problemlösender Vorgang. Um die Selbstwirksamkeit eigenen Lernens im Bewusstsein des Lernenden und im Lernprozess selbst zu verankern, bedarf es der Möglichkeit zu Selbststeuerung und Selbstplanung/Selbstmanagement schulischer Lernprozesse durch die Lernenden. LehrerInnen sollten deshalb bestrebt sein, SchülerInnen stärker zu Subjekten ihrer Lernprozesse zu machen“ (Jürgens E. 2002, S. 296).
Die Werte der Familien und Gesellschaft verändern sich. Die Eltern sprechen immer weniger miteinander und generell verbringen die Familien immer weniger Zeit miteinander. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen immer Ich-bezogener werden und sich weniger um ihre Mitmenschen kümmern. Auch Technologien und Medien verändern die Welt. Dadurch, dass das wirtschaftliche und marktförmige Denken und Handeln stetig steigt wird menschliches Verhalten konsumtiv.
In der heutigen Schule wird viel zu passiv unterrichtet. Die Schüler müssen lediglich zuhören, weil ihnen vorgetragen wird. Jedoch lernt das Hirn viel besser, wenn man sich die Informationen selbst zusammensammelt. Wenn wir gewisse Probleme überwinden merken wir uns Informationen besser bzw. suchen einen Zusammenhang mit vorhandenem Wissen.
In welcher Art man Personen motiviert ist das eigentliche Problem. Damit Personen motiviert sind ist es notwendig differenzierten Unterricht zu gestalten. Die Aufgabenstellung und die Fähigkeiten sollen an die Bedürfnisse der Schüler angepasst werden (vgl. Jürgens E. 2002, S. 293-298).
Diese Argumente sind nicht nur eine Bescheinigung für den Offenen Unterricht sondern das es heut zu Tage immer wichtiger wird, dass menschengerecht unterrichtet wird. Offener Unterricht kann auch ohne Zusammenarbeit mit geschlossenen Unterrichtsformen nicht realisiert werden. Weiters muss das Lernen als persönlich sinnvoll betrachtet werden. Offener Unterricht bringt ein ganz neues Licht auf das Verhältnis von Lehren und Lernen in Schulen. Die Bedürfnisse die der Mensch hat werden vom Offenen Unterricht erfüllt (vgl. Jürgens E. 2002, S. 298-300).
Jürgens, E. (2002). Was leistet der Offene Unterricht? Erziehung und Unterricht, S. 290-301.