Ewald Kiel / Joachim Grabowski / Swantje Meyer
Anhand einer empirischen Untersuchung der Wissensinhalte wurde versucht herauszufinden, ob und inwieweit Quizshows Bildungsgut verbreiten. Als wesentlicher Bezugspunkt kam das Allgemeinbildungskonzept Klafkis zur Anwendung. Dieses Konzept welches die funktionale und die materiale Bildung zu verbinden versuchte war in der Bundesrepublik hoch angesehen (vgl. Giesecke 1997,S.563 / Aus: Zeitschrift für Pädagogik,51.Jahrgang 2005).
Als weiterer Vergleichspunkt diente das Konzept des „cultural literacy“ aus den USA.
Der Unterschied zwischen diesen Konzepten liegt darin, dass sich die Fragen der Verbindlichkeit, Auswahl und Funktionalität von Inhalten bei Klafki auf der Ebene von Problemfeldern bezieht. Das amerikanische Modell versucht die Fragen anhand der Ebene konkreter Wissenseinheiten zu beleuchten.
Die Gegenstandsbereiche der Quizshows gestalten sich von vielfältiger Natur und Schwierigkeitsgraden. Der Bereich „Alltagswissen“ nimmt dabei eine herausragende Stellung ein. Im Gegensatz dazu spielen die naturwissenschaftlichen Bereiche Astronomie, Chemie und Physik eine eher untergeordnete Rolle.
Die Schwierigkeitsgrade lassen sich in drei Ebenen gliedern. Der Einstieg beginnt mit Fragen aus dem Bereich Alltagswissen mit dem Schwierigkeitsgrad leicht. Fragen aus dem Bereich Geographie, Theater und Literatur besitzen den Stellenwert mittel. Zu guter Letzt der schwierigste Grad der Fragestellungen, welche den Bereich Film und Fernsehen als auch den literarischen und geographischen Bereich abdecken. Es erfolgt eine zusätzliche Differenzierung indem angemerkt wird, dass es auch auf die Frage ankommt, seit wann das Wissen der n Antwort in der Welt existiert.
Vergleiche mit älteren und jüngeren Generationen kamen zum Ergebnis, dass Wissensfragen aus dem Zeitraum um 1950 naturgemäß von den älteren Teilnehmern beantwortet werden könnten.
Die mediale Aufbereitung durch Filme und Berichte zu den 50 Jahrfeiern der Fußballweltmeisterschaft führten mittlerweile dazu, dass die jüngere Generation diese Wissenslücken ausgleichen konnte. Somit sind solche Vergleiche als nicht sehr zuverlässig anzusehen. Hervorzuheben ist der hohe Stellenwert der Geographie, welcher in der großen Auswahlmöglichkeit an Fragen zu sehen ist.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass nur 4% des Wissens erst seit zwei Jahren existiert und entkräften damit den Vorwurf, dass es in der Show nur um kurzfristig aktuelles Wissen gehe. In Anlehnung an Klafkis Allgemeinbildungskonzept (vgl. Klafki 1991, S.54 / Aus: Zeitschrift für Pädagogik, 51.Jahrgang 2005) lässt sich das Wissen unserer Gesellschaft auch darauf berufen, dass ein inzidentelles Lernen im Rahmen von Sozialisierungsprozessen besteht. In weiterer Folge wird davon ausgegangen, dass besonders gebildete Personen nicht unbedingt die besseren Karten im Hinblick auf die Erfolgswahrscheinlichkeit haben.
In diesem Teil geht es um den Kontext zwischen dem klassischem Kulturbegriff und dem eingangs erwähnten Modell von Hirsch, dem Konzept des cultural literacy, welches den Teil versinnbildlicht was die Amerikaner amerikanisch macht (vgl. Hirsch, E.D./Kett, J.F./Trefil, J.2002, S.X / Aus: Zeitschrift für Pädagogik,51.Jahrgang 2005).
Es wird versucht den einheitlichen Kern eines Bildungssystems zu finden. Ein wesentlicher Bestandteil ist ein von Hirsch herausgebrachtes „New Dictionary of Cultural Literary“ mit ca. 7800 Einträgen. Anhand der Verteilung der Wissensgebiete spiegelt sich die besondere kulturbildende Zielrichtung wieder. Amerika wird dem Rest der Welt gegenübergestellt.
Mit Hilfe von Vergleichen wurde festgestellt, dass es Ähnlichkeiten zwischen dem Quizshowwissen und zur Rangordnung des amerikanischen cultural literacy gibt.
Dieses Konzept versucht zu erklären, dass das Miteinander -reden als ein wichtiger Teil vor dem Hintergrund des gemeinsamen Wissensvorrates steht.
Als Essenz wurde der Schluss gezogen, dass das Quizshowwissen sehr wohl ein Bildungsgut sei, welches von der dialektischen Spannung lebt. Aufgrund der Dialektik mit seiner egalisierenden und emazipativen Komponente wird es den Menschen ermöglicht ins Gespräch zu kommen.
Gelingt es den Teilnehmern diese Pole zu verbinden so können sie beim Erklimmen der „Gewinnleiter“ erfolgreich sein.
Quizshowwissen wird somit als eine Bildungsalternative dargestellt, belegt durch empirische Untersuchungen und Vergleichsmodellen von verschiedenen Konzepten der Bildung als eine Art der Erziehung in unserer Gesellschaft.
Kiel, E., Grabowski, J., Meyer, S. (2005). Quizshowwissen als Bildungsgut? Zeitschrift für Pädagogik, 51, 311-325.