Pädagogische Fachzeitschriften 2006

Die Rolle des Elterhauses für die Förderung selbst bestimmten Lernens

1. Einleitung

Diese Arbeit befasst sich mit einer Studie in Verbindung mit dem Unterrichtsgegenstand Chemie, zur Beantwortung zweier Fragen. Zum einen der Einfluss der Eltern auf eigenständiges und selbst bestimmtes Lernen und zu anderen ob und inwiefern das Verhalten der Eltern die Lernmotivation der Schüler beeinflusst.

Der Grund dieser Studie ist das schlechte Ergebnis der deutschen Schüler, auf Grund von Motivationsschwächen, bei internationalen Vergleichstudien wie zum Beispiel dem PISA Test. Die Ursachen dafür werden in verschiedenen Feldern gesucht. Zum einen im schulischen Unterricht, der nicht auf eine eigenständige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff abzielt, sondern eher lehrerzentriert abgehalten wird. Zum anderen geraten Hausaufgaben immer öfter in das Blickfeld der Forscher, denn sie erfüllen nicht nur den Zweck der Festigung des Stoffes, sondern dienen auch der Schaffung eines positiven und selbständigen Bezugs zum Lernstoff.

1.1 Formen der Lernmotivation und deren Förderung

Experten beschäftigen sich in den letzten Jahren nicht mehr mit den qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten der Lernmotivation, sondern widmen ihr Interesse nun verschiedenen Formen der Lernmotivation. Die selbst bestimmte Lernmotivation wird zu diesem Zweck als Motivation ohne äußeren oder inneren Zwang definiert, wobei intrinsische und extrinsische Motive gleichermaßen von Bedeutung sind.

1.2 Zur Verbreitung pädagogisch (nicht) wertvoller Formen der elterlichen Hausaufgabenbetreuung

Vorangegangene Studie zeigen, dass nur in wenigen Fällen von Eltern eine übertriebene oder gar keine Hausaufgabenunterstützung ausgeht. Weiters wurde auch bewiesen, dass das elterliche Hausaufgabenengagement mit Beginn der Oberstufe deutlich nachlässt.

2. Methode

2.1 Stichprobe

Die Studie fand im Jahr 2001 unter Einbeziehung von 215 Gymnasiasten im Alter von 12 bis 13 Jahren und deren Eltern statt, die Erhebung der Daten wurde mittels Fragebögen durchgeführt.

2.2 Instrumente

Die Fragebögen gaben den Testpersonen die Möglichkeit die Lernmotivation in einer Skala von eins bis acht einzuordnen, somit konnte für jede Person die Beziehung von extrinsischer und intrinsischer Lernmotivation, sowie deren Interesse und externe Einwirkungen gemessen werden.

2.3 Auswertungen

Um ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis zu erlangen, wurden auch die anderen schulischen Leistungen der Schüler in die Studie miteinbezogen, um sicher zu stellen, dass die Auswertung nicht durch die Leistungen in anderen Fächern verfälscht wird.

3. Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie lassen sich in 4 Kategorien gliedern. Die Extremfälle wie „Keine Betreuung“ und „Überbetreuung“ sind die Randkategorien. In der Mitte liegt die optimale Form der Hausaufgabenbetreuung, in der sich die Eltern zwar im Hintergrund halten, jedoch jederzeit für Frage und Hilfestellungen offen sind. Die vierte Form ist eine Mischform der optimalen mit einer der Extremfälle. Diese Form ist laut dieser Studie die häufigste mit einer Ausprägung von 68,4%, gefolgt von der Vernachlässigung mit 15,3%. Die optimale „Begleitung“ der Eltern bei den Hausaufgaben erreicht mit einem Wert von 12,6% leider nur den dritten Platz und 3,7% der Schüler werden von den Eltern überbehütet.

Dieses Ergebnis lässt den Rückschluss zu, dass in den meisten Fällen das selbst bestimmte Lernen nicht optimal gefördert wird. Mit Hilfe dieser Studie lassen sich noch andere Zusammenhänge erklären. Werden Schüler zu Hause optimal unterstützt, so wirkt sich dies positiv auf die Motivation und auf das Interesse der Kinder im Bezug auf das Lernen aus. In den anderen Fällen beeinflusst das elterliche Verhalten das selbst bestimmte Lernen in negativer Hinsicht und fördert somit auch die Abneigung der Schüler gegenüber dem Lernstoff.

Langfristig kommen die Wissenschaftler zu folgender Erkenntnis. Die elterliche emotionale Unterstützung hat einen hohen Einflusscharakter auf die Lernmotivation der Kinder. Eltern die Interesse am Schulalltag der Kinder zeigen, sich über Erfolge freuen und im Falle von Misserfolgen ihre Hilfe anbieten, fördern das Interesse der Schüler im Fach Chemie. Ein übertriebener Druck der Eltern hingegen, fördert die Abneigung und das Desinteresse der Kinder.

4. Diskussion

Eltern sind noch immer die wichtigsten Ansprechpartner in schulischen Angelegenheiten und somit hat deren Verhalten, auch in einem Nebenfach wie Chemie, großen Einfluss auf die Lernmotivation der Kinder.

Der große Prozentsatz an suboptimaler Unterstützung könnte durch Aufklärung der
Eltern in die Richtung von optimaler Unterstützung gelenkt werden.

Die Wissenschaftler waren jedoch von den sehr abweichenden Schüler- und Elternangaben erstaunt. Demnach nehmen Eltern die Unterstützung von Gleichaltrigen (Geschwistern, Schulkollegen) sehr wenig bzw. gar nicht war. Diese Form des „gemeinsamen“ Lernens eröffnet jedoch Möglichkeiten, die das Interesse einiger Forscher bereits geweckt haben.

Quelle

Exeler, J.& Wild, E. (2003). Die Rolle des Elternhauses für die Förderung selbstbestimmten Lernens. Unterrichtswissenschaft, 2003, S. 6-22.


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