Markus P. Neuenschwander, Tina Hascher
Alle folgenden Angaben beziehen sich auf Neuenschwander, Hascher 2003, Zufriedenheit von Schülern und ihre soziale Integration.
Die Datenerhebung wurde mit einem standardisierten Fragebogen durchgeführt, aber die Ergebnisse sind nicht fachspezifisch zu interpretieren. Der objektive Klassenstatus wurde mittels eines Soziogramms erfasst in dem die Fragen neben wen man am liebsten sitzen oder nicht sitzen möchte behandelt wurden. Man teilte die Schüler nach Beliebtheitsgrad in 4 Gruppen: die Ausgestoßenen, die Unbeachteten, die Unauffälligen und die Stars (vgl. S. 273).
Themenschwerpunkt der Analyse waren Fragen über subjektiven Status, Kohäsion, Klassenzufriedenheit im Fach Deutsch, Lehrerzufriedenheit, Schulzufriedenheit und Lebenszufriedenheit. Die Datenerhebung erfolgte beim ersten Messzeitpunkt ausschließlich, und beim Zweiten mit Ausnahme der postalisch befragten Jugendlichen klassenweise. Versuchsleiter führten den Fragebogen mit Instruktionen ein und stellten das individuelle Ausfüllen des Fragebogens sicher (vgl. S. 274).
„Die subjektive Wahrnehmung des eigenen Status in der Klasse korrelierte positiv mit dem wahrgenommenen Zusammenhalt in der Klasse: In Klassen mit hohem Zusammenhalt meinten die Lernenden mehr Anerkennung zu erhalten“ (S. 274-275). Die Korrelationen zwischen der Lebenszufriedenheit und der schulbezogenen Zufriedenheit zeigte zwar bedeutsame, aber eher niedrige Werte. Die Frage der Stabilität für die Wahrnehmungen der Klassenstruktur und der Zufriedenheit ergab folgendes Ergebnis: alle untersuchten Variablen unterschieden sich in Abhängigkeit von der Schulklasse, die Lebenszufriedenheit nur tendenziell (vgl. S.275-276). „Der subjektiv wahrgenommene Status, die Lehrer-, die Schul- und die Lebenszufriedenheit blieben hingegen recht stabil, sowohl in Bezug auf die Veränderungen der mittleren Ausprägung in der Zeit als auch auf die Position des einzelnen im Vergleich zu anderen Jugendlichen“ (S.276).
Mit Ausnahme der Lebenszufriedenheit gab es zum Teil sehr starke Unterschiede zwischen den einzelnen Schulklassen (vgl. S. 277). „Die starken Unterschiede in den Ausprägungen zwischen den einzelnen Schulklassen ließen sich offenbar auf die wahrgenommene Kohäsion und den subjektiven Status (Popularität) in der Klasse zurückführen“ (S. 278).
„Ausgangspunkt der dargestellten Studie war die Frage, wie sich die Zufriedenheit von Jugendlichen in der Schule erfassen lässt und welche Klassenmerkmale einen Einfluss auf ihre Zufriedenheit ausüben“ (S. 278). Die gegenstandsbezogene Zufriedenheit von Schülerinnen und Schülern lässt sich nur eingeschränkt mit der allgemeinen Lebenszufriedenheit erklären. Es lässt sich vielmehr dadurch erklären wie die Zusammensetzung der Klassen erfolgt. Schüler die nicht sehr beliebt in der Klasse sind, haben geringe Chancen durch ihre soziale Position in der Klasse, ihre Zufriedenheit zu erhöhen (vgl. S. 278).
„Der Unterschied zwischen Stars (viele Wahlen, wenige Ablehnungen) und Ausgestoßenen (viele Ablehnungen, wenige Wahlen) liegt damit in der Anzahl der Wahlen und Ablehnungen bzw. im Verhältnis zwischen Wahlen und Ablehnungen“ (S. 279). Wenn Schüler haüfiger abgelehnt als gewählt werden, so ist dies auf eine negative Selbstwahrnehmung zurückzuführen. Es kann auch sein das der Zusammenhalt der Klasse gut ist, obwohl sich ein Schüler nicht so populär fühlt. Im Gegensatz dazu kann es auch sein das sich ein Schüler populär fühlt und die Klassenkameraden anderer Meinungen sind. Fakt ist wenn sich die Schüler innerhalb der Klasse gut vertragen und Freundschaften schließen, wenn der Zusammenhalt in der Klasse hoch ist, dann kann es zu hohen Zufriedenheitswerten d Schüler kommen. Die Schulklasse ist eine wichtige Bezugsgruppe, die die Motivation und den Lernprozess mitreguliert (vgl. S. 279).
„Empirisch zu wenig geklärt ist bisher, inwiefern Lehrerinnen und Lehrer die Entwicklung positiver Sozialbeziehungen in Schulklassen fördern können“ (S. 279).
Neuenschwander, M., Hascher, T. (2003). Zufriedenheit von Schülerinnen und Schülern und ihre soziale Integration. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 50, 270-280.