Aus Pädagogischen Fachzeitschriften ...

Manfred Hofer, Heinz Reinders und Stefan Fries

Wie sich die Werte ändern

Ein zieltheoretischer Vorschlag zur Erklärung individuellen und gesellschaftlichen Wertewandels

Es wird davon ausgegangen, dass individuelle Werte als Kriterien zur Durchführung von Handlungen und Ereignissen dienen. Es erfolgt eine Unterscheidung der Begriffe Ziel, Handlung und Wert. Ziele sind mit Handlungen verknüpft, die als der Zielerreichung dienlich angesehen werden. (Kruglanski, 2002, S. 34) Daher werden Werte als abhängige Variable angesehen. Die Werteveränderung kann in fünf Theorien unterschieden werden. Zum einen ist es möglich das Werteänderung in der Kindheit und Jugend durch die Vorstellung von wünschenswerten Zielen entsteht, aber auch durch veränderte Lebensphasen kann sie entstehen. Individueller Wertewandel kann sowohl durch heikle Lebensereignisse, als auch durch wichtige gesellschaftliche Ereignisse hervorgerufen werden. Als letzter Grund für den Wandel von Werten wird der Vergleich von individuellen Werten in einer Einheit angeführt (vgl. Hofer, Reinders & Fries, 2010, S. 27 f).

Es werden einige Theorien mit den so eben genannten fünf Anlässen zur Werteänderung verglichen, wobei manche Theorien mit einer und einige Theorien mit mehreren dieser Anlässe übereinstimmen. Diese behandeln Themen wie die Transmission von Werten durch die Sozialisation und Enkulturation, oder durch materielle Knappheit und Wohlstand. Eine dieser Theorien setzt sich mit der Veränderung von Werten durch die Selbsteinschätzung auseinander. Diese meint, dass eine Person, welche mit der Vorstellung über ihr Handeln und der tatsächlichen Handlung konform ist, eine Wertesteigerung durchlebt. Im Gegensatz dazu wird bei einer Differenz eine Unzufriedenheit wahrgenommen, welche sich in Wertestabilität äußert (vgl. Hofer, Reinders & Fries, 2010, S. 28 f)

Wir nehmen an, dass bei der Handlungsregulation drei Dimensionen von internen Rückmeldungen eine Rolle spielen. Die Rückmeldung kann sich auf die Handlung selbst oder auf ihr Ergebnis beziehen. Jede Handlung ruft unwillkürlich Emotionen und Kognitationen hervor und sie kann als positiv oder negativ bewertet werden. Folglich werden positiv bewertete Handlungen zu einer Wertesteigerung und umgekehrt negative Handlungen zu einer Wertestabilität oder einer Herabsetzung führen. Es ist weiters davon auszugehen, dass durch die Erhöhung eines Wertes ein anderer Wert weniger geschätzt wird. Dieses Phänomen tritt besonders bei den Beiden Werten „Leistung“ und „Wohlbefinden“ auf. Handlungen ändern sich durch die Persönlichkeit, den Entwicklungsstand und veränderten Anforderungen durch die Umwelt. Diese Beeinflussen den Wertewandel allerdings nur, wenn die angesprochene Person auch eine Verbindung zwischen Wert und Handlung herstellt (vgl. Hofer Reinders & Fries, 2010, S. 30 ff)

Von gesellschaftlichen (oder kulturellen) Werten im Unterschied zu Wertorientierungen sprechen wir, wenn individuelle Werte zur Bestimmung der vorherrschenden Wertorientierung einer Bevölkerung zusammengefasst werden (Hermann, 1982, S. 29-71). So wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Abnahme der Pflicht- und Akzeptanzwerte und eine Zunahme des Wertes Selbstentfaltung bemerkbar. Für die Überleitung eines individuellen Wertes in einen gesellschaftlichen Wert ist es weiters notwendig, dass Erfahrungen nicht völlig unterschiedliche Emotionen auslösen. (Hofer, Reinders & Fries, 2010, S 33). Abschließend ist zu erwähnen, dass die Entkoppelung von Zielen und Handlungen möglich ist. So wird das Erbringen von Leistung nicht unmittelbar mehr mit dem Erwerben von Gütern in Bezug gebracht was dazu führt, dass der Wert Wohlbefinden steigt jedoch der Wert Leistung gleich bleibt (vgl. Hofer, Reinders & Fries, 2020, S 34).

Literatur

Hermann, T. (1982). Wertorientierung und Wertwandel. eine konzeptuelle Analyse aus dem Blickwinkel der Psychologie. München: Fink.
Hofer, M., Reinders, H. & Fries, S. (2010). Wie sich die Werte ändern. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie. München: Hogrefe.
Kruglanski, A. W., Shah, J. Y., Fishbach, A., Friedmann, R., Chun, W. Y. & Keppler, S. (2002). A theory of goal systems.




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